Michael Führer: Cembali und Virginale

Aufgewachsen in der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim, hatten wir zuhause ein kleines Sperrhake-Cembalo und ein Reiseclavichord von Wittmayer. Beide Instrumente begeisterten mich nicht, so dass ich erst mit 12 Jahren anfing darauf wirklich zu üben. Als ich dann Fortschritte machte, bekam ich an der Rheinischen Musikschule besseren Unterricht und mein Vater bestellte ein großes Cembalo von Rainer Schütze, welches wir 1970 bekamen. Als ich dann 1975 nach Heimbach zog, brauchte ich ein eigenes Cembalo, bestellte den Bausatz für ein venezianisches Cembalo von Heugel und baute ihn mit wenigen Änderungen (Massivholz statt Schichtholz bei Unterboden und Stimmstock). 1976 baute ich dazu einen Kasten und 1977 begann ich, angeregt durch Gespräche mit Jean-Pierre Batt, das erste Instrument, bei dem ich alle Teile selbst anfertigte: ein Virginal nach dem Instrument, Johannes Couchet 1650 in Antwerpen gebaute hat und welches ich gut kannte, da ich bei meinem Studium in Antwerpen die Aufgabe übernommen hatte, die Tasteninstrumente im Museum Vleeshuis regelmäßig zu stimmen und die Bekielung funktionsfähig zu halten. Nachdem ich das erste Cembalo verkauft hatte, baute ich 1978, wieder mit Heugel-Bausatz, ein Clavicytherium, welches bis 1985 mein wichtigstes Instrument wurde. Da die Klangabstrahlung direkt in Richtung der Zuhörer geht, wirkt es lauter als ein Cembalo. 1980 erhielt ich erstmals Auftäge für Instandsetzungsarbeiten an historischen Tasteninstrumenten bei einem Antiquitätenhändler, die sich in den nächsten Jahren häuften, so dass ich mehr Originalinstrumente kennenlernte. Da ich neben einem Arzt mit Röntgengerät wohnte, konnte ich auch die Innenkonstruktion gut überprüfen und Pläne für Nachbauten erstellen. Das erste alte Cembalo, welches ich so zuhause hatte, war das „Cembalo Inglese“, welches Joseph Maria de Goccini 1721 (wahrscheinlich für James Stuart als Hochzeitsgeschenk) gebaut hatte, 2,48m lang, 27kg leicht. Als ich Tagliavini bei der Sommerakademie für Alte Musik in Innsbruck davon erzählte, besuchte er mich im September und kaufte dieses Cembalo für seine Sammlung in Bologna. Ich begann bald 2 Kopien davon zu bauen, deren erste (neben Kirchenmusik-Studium und Restaurierungsarbeiten) 1984 fertig wurde. 1985 baute ich nochmals das venezianische Cembalo mit Heugel-Bausatz, diesmal aber mit mehr Änderungen in den Mensuren der Stege, entsprechend älteren anonymen italienischen Cembali, an denen ich inzwischen gearbeitet hatte. 1992-93 baute ich ein Virginal nach Pisaurensis, 10kg leicht, dann noch einen Kasten dafür. 1996 wurde mein 2. Cembalo nach Goccini, bei dem ich auch die Rosette Goccinis kopierte, fertig. 2008 begann ich, ein großes Cembalo nach Goujon zu bauen, welches 2010 von Dorothes Menges bemalt und 2012 fertig wurde. Von meinem 1975 gebauten Cembalo mit rotem Kasten (Signatur am Stimmstock, erst nach Abschrauben des Vorsatzbretts sichtbar), weiß ich leider nicht, wohin es (weiter-) verkauft wurde und wer es besitzt. Falls jemand dieses Instrument sieht, würde ich mich über eine Nachricht freuen.