Dienstag, 8. Juli 2003 Neuß-Grevenbroicher Zeitung, S. 21

Beeindruckendes Orgelkonzert zu „Tänzen aus der Bibel“ in der Dreikönigenkirche

Duo mit großer Spielfreude

Neuss. 2003 ist das Jahr der Bibel. Das war für den emeritierten Professor Os­kar Gottlieb Blarr, der in seiner Zeit als Kirchen­musikdirektor der Neander­kirche zusammen mit Professor Almut Rößler Düsseldorf zu einem weltweit bedeutenden Zentrum zeitgenössi­scher Orgelmusik gemacht hatte, Grund genug, „Tänze aus der Bibel“ in einem Konzert in der Dreikönigenkir­che erklingen zu lassen. Zusammen mit der jungen Düsseldorfer Kirchen­musikerin Eunkyung Changkim spiel­te er Orgelmusik zu vier Händen.

Dass dieses eher ungewöhnliche Genre zu allen Zeiten der Musikge­schichte Komponisten fand, erläuterte Blarr in einer kurzen Einführung. Im Konzert selbst wurden dann überwie­gend Orgelbearbeitungen von Orches­terwerken vorgestellt, zum Beispiel der Marsch der Heiligen drei Könige aus Franz Liszts Oratorium „Christus“ - von Blarr für Orgel eingerichtet -, oder Transkriptionen von Opernwer­ken wie Rossinis „Air de danse“ aus „Mos in Egitto“ und der Tanz aus der Oper „Salome“ von Richard Strauss. Zunächst erklangen aber Renaissance-Fantasien zu bibli­schen Themen, die wenig tänzerische Elemente hatten und vom Duo Blarr-Changkim noch nicht mit voller Konzentration gegeben wurden. Das änderte sich mit der „An­kunft der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel. Die Sinfonia aus „So­lomon“ präsentierte das Duo mit gro­ßer Spielfreude, hohem Tempo, schar­fen Registern und exakt miteinander harmonierend.

 

Hohes Niveau

Dieser gute Eindruck steigerte sich in dem Tanz „Rikud Simchat Thorah“, den der ausgewiesene Israelkenner Os­kar Gottlieb Blarr 1985 zum jüdischen Feiertag der „Freude an der Bibel“ ge­schrieben hat; Stark rhythmisierende Aphorismen entwickeln sich zu einem Melodiereigen und werden, von kurzen Atempausen unterbrochen, immer wei­ter bis zum fast ekstatischen Tanz ge­öffnet, Hier konnten im Zusammen­spiel die beiden Solisten dokumentie­ren, dass jeder für sich ein großer Or­gelvirtuose ist. Das zeigte Eunkyung Changkim auch überzeugend in dem arabesken „Tanz der Mirjam“ aus einer Orgelsinfonie des vor zwei Jahren ver­storbenen Amerikaners Hermann Ber­linski.

Mit diesem Orgeltanzkonzert endete die Reihe der Frühsommerkonzerte in der Dreikönigenkirche. Allemal wurde Klasse­musik auf hohem Niveau gebo­ten. Geschickt hatten Pfarrer Dr. Mersch und sein Kantor Michael Füh­rer dabei Nischen genutzt und Konzer­te angeboten, die landauf-landab kaum zu hören sind. Deshalb muss es über­raschen, dass für jedes Konzert unter­schiedliche, insgesamt aber zu niedrige Besu­cherzahlen zu registrieren waren. Möglicherweise hat die interessierte Öffentlichkeit noch nicht so richtig mit­bekommen, dass mit Umbau und Res­taurierung der Dreikönigenorgel der Jahre lange kirchenmusikalische Dornröschenschlaf beendet wurde. Nunmehr verfügt die Gemeinde über eines der schönsten Instrumente in der Großregion und man kann nur wün­schen, dass die Veranstalter es wei­terhin pflegen. Allmählich wird auch die Neusser Musikwelt das zur Kennt­nis nehmen.    Nima