Neuß-Grevenbroicher-Zeitung, Montag, 4. November 2002
Neuss. Größer hätte der Kontrast kaum sein können: Nachdem Ursula Renzel, Kantorin an Christ König, als Gast die ersten Lieder noch mit der Leihorgel begleitet hatte, vermittelte Stefan Palm (Kantor an St. Marien) beim „Großer Gott wir loben dich“ mit den imposanten neuen Trompetenregistern den 400 Gottesdienstbesuchern einen Eindruck von den neuen Möglichkeiten der Dreikönigen-Orgel. Diese wurde, nachdem sie von der Bonner Orgelbaufirma Klais in monatelanger Arbeit erneuert worden war, von Bischofsvikar und Domkapitular Prälat Ludwig Schöller geweiht worden. Diesem ersten „Klangereignis“ soll schon bald ein zweites folgen, denn mit Thomasz Adam Nowak, Organist an St. Lamberti Münster und seit kurzem auch Professor für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule Detmold, wird am Mittwoch, 6. November, ein ausgewiesener Fachmann am Spieltisch in der Kirche Heilige Dreikönige Platz nehmen. Er bringt ab 20 Uhr Werke von Bach, Liszt und Schumann sowie Improvisationen zu Gehör.
Im Gottesdienst zur Orgelweihe erklang ganz anders als gewohnt und musikalisch am beeindruckendsten die große Messe D-dur von Dvorak. Unter der Leitung von Michael Führer, Kantor an Heilige Dreikönige, sangen Dreikönigenchor und Marienchor, von Stefan Palm an der Orgel begleitet. Die Solisten waren Beate Schroers (Sopran), Regine Röttger (Alt), Dirk Eicher (Tenor) und Josef Esser (Bass).
In seiner Festpredigt ging Prälat Schöller ausführlich auf die Bedeutung von Kultur und Kultus ein. Kultur sei aus dem Kultus, dem Gottesdienst, entstanden und die Orgel könne dazu dienen, beide wieder zusammenzuführen. Die Königin der Instrumente, in der sich viele Pfeifen zu einem Klang vereinen, sei, so Schöller, in der Lage, die Stimmungen der Menschen aufzunehmen und emporzuheben.
Nach dieser ersten Feier von mehr als zwei Stunden Dauer blieben die meisten Besucher sitzen, um dem ersten Konzert auf der Orgel zu lauschen. Auf Bachs Toccata und Fuge in d-moll ließ Michael Führer eine sehr meditative Improvisation von Vernon Butcher folgen. Schon dabei wurde die große Bandbreite der neuen Orgel deutlich. Den Schluss bildete die Suite gothique. Mit dem grandiosen Klang der Zungenstimmen in Introduction und Menuett, Gamben und Flöten im „Prière à Notre Dame“ und dem großen 32-Fuß Pedalregister in der abschließenden Toccata, stets gepaart mit der großartigen Wirkung beider Schwellwerke, zeigte der „Hausorganist“ die ganze Farbenpalette der großartigen Dreikönigenorgel.